Die Heilig-Geist-Kirche

Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l

„Anno 1694 - Gloria in excelsis Deo et in terra pax."
(Im Jahre 1694 - Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede.)

Inschrift auf dem Orgelprospekt
 
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Root

Bedeutung und Baugeschichte der Kirche

Die Heilig-Geist-Kirche hat in der Stadtgeschichtsschreibung wesentliche Bedeutung in mehrfacher Hinsicht.

Zum einen ist sie als denkmalgeschütztes Bauwerk aus der mittelalterlichen Blütezeit der Stadt das wahrscheinlich wichtigste kulturhistorische Zeugnis der  Teupitzgeschichte.

Zum anderen ist sie ein Zeugnis der Reformation, die auch im Schenkenländchen die kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend veränderte.

Und schließlich entwickelte sie sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts zum Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde der märkischen Kleinstadt und Umgebung sowie mehr und mehr zu einem kulturellen Treffpunkt für die Bürger der Stadt, deren Besucher und Gäste.

Als Dr. Heinrich Berghaus im Jahre 1855 sein „Landbuch der Mark Brandenburg“ veröffentlichte, konnte man in dem Text zum Städtchen Teupitz die wohl treffendste Charakterisierung der uralten Backsteinkirche finden: „...die Kirche, an der ein Prediger steht und die ein Unicum ist...“.

Vor allem hängt das mit der langen Geschichte dieses Kirchenbaus zusammen. Es lässt sich bis jetzt nicht exakt beweisen, ob der Landesherr oder der Besitzer der Herrschaft Teupitz diese Kirche begründet hat. Da aber die deutsche Ostkolonisation, mit der die Kirchen-gründungen einhergingen, auch in diesem Grenzgebiet zwischen Mark und Lausitz mehr von den Rittern als von den Landesherrn durchgeführt worden ist, werden wahrscheinlich die Erbauer der 1307 erstmals erwähnten Teupitzer Burg oder mit ihm einrückende Zisterzienser Mönche auch die Begründer der Teupitzer Kirche sein.

Spuren und Reste einer damals zwischen Burg und Markt errichteten kleinen Feldsteinkirche finden sich noch heute für den aufmerksamen Betrachter in der Ostwand der Heilig-Geist-Kirche.

Die erste schriftliche Nachricht über diese Kirche liefert das Stiftsmatrikel (Verzeichnis) des Bistums Meißen aus dem Jahre 1346. Das ist insofern nicht verwunderlich, als die gesamte Lausitz mit dem Teupitzer Gebiet vom brandenburgischen Markgrafen Ludwig 1328 an den Herzog Rudolf von Sachsen verpfändet worden war und dieser um 1330 das meißnisch-lausitzische Adelsgeschlecht der Schenken von Landsberg mit der Herrschaft Teupitz belehnt hatte.

Die Heilig-Geist-Kirche ist damit das älteste, einzige, wenn auch durch gravierende Umbauten veränderte Bauwerk aus der Zeit der Entstehung und mittelalterlichen Blüte dieses kleinen märkischen Städtchens, da das Schloss um 1790 abgerissen wurde und fast alle uralten Bürgerhäuser schon dem großen Stadtbrand von 1687 zum Opfer fielen. Vor allem deshalb wird sie als Kleinod und unschätzbares Kulturgut nicht nur von den Mitgliedern der kleinen Kirchengemeinde Teupitz und Umgegend, sondern den Einwohnern empfunden.

Der Ausbau des kleinen, aus Feldsteinen errichteten Teupitzer Gotteshauses zu einer großen Kirche erfolgte unter dem Patronat der Schenken von Landsberg. Ihr zunehmender politischer Einfluss und wirtschaftlicher Reichtum schufen dafür die Voraussetzungen. In der Mitte des 14. Jahrhunderts entstand der auf Feldsteinen gegründete, ursprünglich nur etwa 4,50 m hohe, rechteckige, ca. 26 m mal 13 m große Saalbau aus unverputztem Backstein.

Dieser wurde etwa im Jahre 1566 um 3 m erhöht, an der Südwestseite ein rechteckiger Turm von ca. 24 m Höhe eingebaut und ihm gegenüber die Sakristei aus Feldsteinen hinzugefügt. Noch heute gedenkt eine Inschrift an der Ostwand der Kirche des Initiators dieser bedeutsamen Erweiterungen, des Edlen Schenk Otto von Landsberg.

Seiner Initiative lagen die gesellschaftspolitischen und geistigen Triebkräfte der Reformation zugrunde, die mit dem Anschlag der 95 Thesen von Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 ihr markantestes Fanal erhalten hatte. Hier in der Mark vollzog sich der Übergang zur protestantischen, territorial-staatlichen Kirchenverfassung von 1539 bis 1543, nachdem der Kurfürst von Brandenburg zum protestantischen Glauben übergewechselt und 1540 die neue Kirchenordnung erlassen worden war.

Den Umbauten an der Kirche im Jahre 1684 folgten 1855-1859 Restaurierungen und weitere erhebliche Erneuerungen, zu denen selbst König Friedrich Wilhelm IV. eine eigenhändige Randzeichnung für die Turmspitze beisteuerte. Sein vorgeschlagener Spitzhelm wurde jedoch ebenso wenig ausgeführt, wie die von Stüler geplante Erhöhung des Turmes, da die ungenügende Festigkeit des Kirchenuntergrunds das nicht zuließ.

Fontane, der am 21. Juni 1862, nur drei Jahre nach den Umbauten, Teupitz aufsuchte, schrieb: „Die Grundform der Kirche hat zwar wenig unter diesen Neuerungen gelitten, alle Details im Innern aber, alle jene Bilder, Gedächtnistafeln und Ornamente, die vielleichtimstande gewesen wären, der ziemlich grau in grau gemalten Geschichte der Schenken von Teupitz etwas Licht und Farbe zu leihen, sie sind zerstört oder verlorengegangen. Bei Öffnung der jetzt zugeschütteten Gruft unter der Sakristei der Kirche fand man eine bedeutende Anzahl Särge, viele mit Messingtäfelchen, auf denen neben den üblichen Namen-und Zahlenangaben auch einzelne historische Daten verzeichnet waren. Diese Täfelchen, in die Pfarre gebracht, sind später in dem Wirrwarr von Umzug und Neubau verlorengegangen. Der gegenwärtige Geistliche hat nur mit Mühe noch eine kleine Glasmalerei gerettet, die, dem Anschein nach, einen von der Kanzel predigenden Mönch darstellt.

Sonst ist der Kirche aus der ‚Schenken-Zeit‘  her nichts geblieben als ein einziger Backstein am Hintergiebel, der die eingebrannte Inschrift trägt: „nobil. v. Otto v.Landsb.“ (nobilis vir Otto Schenk von Landsberg). Wahrscheinlich war er es, unter dem eine frühe Restaurierung der Kirche (1566) stattfand.“ Nach Franz Hoffmann wurden die in der Gruft „befindlichen Überreste der alten Schenken auf dem Kirchhofe dicht bei der Kirche eingescharrt.“ Das kann bezweifelt werden, da der Kirchhof selbst nach Hoffmann schon 1828 für Beerdigungen geschlossen und zum Geesenberg verlegt wurde. Unklar ist, wo die von Hoffmann genauer beschriebene, im Durchmesser 23 cm große, in der Sakristei aufbewahrte Glasmalerei geblieben ist.

Beträchtliche Mühen mussten zur Beseitigung der Kriegsschäden des Zweiten Weltkrieges aufgewendet werden. Eine umfängliche Kirchenrenovierung fand in der DDR-Zeit zwischen 1979/82 statt. Die Kosten von über 66.000 Mark wurden aus Spenden der Gemeindemitglie-der finanziert.  

Die grundlegende Sanierung des gesamten Kirchengebäudes erfolgte zwischen 2000 und 2010.  Der rapide Schwammbefall und die gefährliche Absenkung der Ostwand geboten im Oktober 2000 dringend den mit 200 TDM bilanzierten ersten Bauabschnitt zur Sanierung des Dachstuhls, der Holzdecke und des Mauerwerks. In einem zweiten Bauabschnitt folgte die Neueindeckung des Kirchendaches, wobei die ursprünglich veranschlagten 880 TDM erheblich unterschritten werden konnten. 2008/2009 schloss die kostenintensive Sanierung des Turmes die Baumaßnahmen ab. Die Gesamtkosten betrugen etwa 1Million DM. Nunmehr ist das Kirchengebäude wieder in vollständig saniert.

Alle diese Umbauten haben ihre Spuren hinterlassen und dieses eigenartig anmutende Gemenge spätgotischer, renaissanceartiger, barocker und neuzeitlicher Elemente hervor-gebracht, die die Heilig-Geist-Kirche von Teupitz tatsächlich als Unicum erscheinen lassen, nicht im Sinne von etwas zu Belächelndem, sondern in seiner Originalität besonders Liebenswertem.

Außen- und Innenausstattung der Kirche

Kirchhof

Die Kirche ist umgeben von einem kleinen Kirchhof. Seit 1828 ist er für Beerdigungen ge-schlossen. An Stelle der zerfallenen steinernen Umfassungsmauer wurde 1889 eine Weiß-dornhecke gepflanzt, die aber inzwischen eingegangen ist. 1894 wurden die Linden gepflanzt, die noch heute der Kirche Schatten spenden. Die Einweihung des städtischen Friedhofs am Geesenberg erfolgte 1887 in Gegenwart der städtischen und kirchlichen Behörden durch Pfarrer Oscar Deventer; nur die hintere Hälfte gehört der Kirchengemeinde. Die Verwaltung des Friedhofs erfolgt in Absprache mit der Stadt.

Kirchenglocken

Die Kirche hat drei Glocken, abgestimmt waren sie bis 1917 auf den Dreiklang e, gis und h.

Die große Glocke misst 108 cm im Durchmesser und wiegt ca. 1500 kg. Nach ihrer Aufschrift wurde sie 1729 durch J.P. Meurer in Berlin umgegossen und von dem  Brandenburgischen Markgrafen August Wilhelm gestiftet. Auf dem oberen Kranz steht „Lobt unseren Gott aufs beste in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner Veste, lobt seines etc.“ Sie soll Gottes Lob verkündigen und wurde nur zum Hochzeitszuge eines ehrlichen Brautpaares zur Kirche geläutet.

Die zweite Glocke wog 493 kg, wurde 1887 von Carl Friedrich Ulrich in Apolda gegossen und von Major a. D. Albert von Euen gestiftet. Ihre Aufschriften lauten: „Den Lebenden zur Nacheiferung, den Kommenden zur Erinnerung.“ „ Kommt her zu mir alle, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken.“ Sie soll den Trost des Evangeliums, die Sündenvergebung verkünden und die Gemeinde zum Abendmahl rufen.

Die kleinste Glocke wog 290 kg, wurde bereits 1583 gegossen und 1887 von C. F. Ulrich umgegossen und vergrößert und gestiftet von der Teupitzerin Bertha Gottgetreu. Ihre Aufschrift: „Läute Glocke, läute Frieden, läute Ruh in jedes Herz, endet einst mein Tag hienieden, läute du mich himmelwärts.“ Sie ruft des Morgens,  Mittags und Abends  zum täglichen Gebet.

Am 20. August  1917  wurden diese zwei kleinen Glocken auf Geheiß der Militärbehörden von der Glockengießerei Gustav Collier aus Berlin-Zehlendorf für Kriegszwecke abgenommen, mit einem Schmiedehammer zerschlagen und die Stücke von Schulknaben mit einem Handwagen zum Rathaus gefahren. In der Schulchronik heißt es: „Wehmütig sehen wir sie scheiden. Doch für das Vaterland geben wir auch dieses Opfer gern und willig hin. Möge es dazu beitragen, uns bald einen ehrenvollen Frieden zu bringen.“

Am 9. März 1930 erhielt  lt. Schulchronik die Kirche für beide Glocken einen Ersatz, gegossen in der Firma Schilling in Apolda, bezahlt durch Sammlungen in der eigenen Kirchengemeinde.

Neu abgestimmt auf die große Glocke ertönt nunmehr der Dreiklang in den Tönen f, as und b.

Turmuhr

Die erste Turmuhr erhielt Teupitz 1778. 1884 wurde sie wegen zu teurer Reparaturen durch ein Geschenk der königlichen Hofkammer ersetzt. Sie kostete 360 Mark und wurde gefertigt von dem Großuhren-Fabrikanten C.F. Rochlitz aus Berlin. Ihr mechanisches Uhrwerk wird wöchentlich aufgezogen und von einem Mitglied der Gemeinde betreut.

Näpfchensteine

An der Außenwand der Kirche zu beiden Seiten des Haupteingangs. Ihre Herkunft ist umstritten und es gibt verschiedene Deutungen:

1 Durch Drehungen in den Kirchensteinen weihten die Soldaten im Dreißigjährigen Krieg ihre Lanzen. 2 Büßende höhlten die Steine mit ihren Fingern aus. 3 Durch kindliches Spiel entstanden, da der Kinder- Gottesdienst erst nach der Andacht der Erwachsenen stattfand. 4 Durch Drehungen mit einem Holzstab wurde Feuer entfacht zur Entzündung der Kerzen.  

Erinnerung an die Schenken von Landsberg (1330-1717)

Nach der Schilderung von Franz Hoffmann wurde die  Gruft (Gewölbe) der Schenken 1566 an der Ostseite der Kirche eingerichtet und diese beim Umbau 1857/58 zur Sakristei umgewandelt. Die darin befindlichen Überreste der Schenken wurden auf dem Kirchhof dicht bei der Kirche eingescharrt; die Särge und Messingtäfelchen mit Namen und Zahlen sind nach Fontanes Berichten in den Wirren von Umzug und Neubau verloren gegangen.

In die Ostwand sind zwei Inschriftsteine eingelassen mit gotischer Minuskelschrift: „nobil d otto schenk d ladsb“ (nobilis dominus otto schenk de landsberg; Dem edlen Herrn Otto Schenk von Landsberg). Die nach Bekmann ebendort angebrachte Jahreszahl 1566 ist nicht mehr feststellbar. An der Südwand wurde, wahrscheinlich in der DDR-Zeit, die Jahreszahl 1566 noch einmal  in  einen  Zementstein eingeritzt und ist dort noch  sichtbar.

Erinnerung an die Domänen-Zeit (1717-1812)

Nach dem Kauf der Schenken-Herrschaft Teupitz durch das preußische Königshaus 1717 wurde das Schloss ein Domänengut, geleitet von einem königlichen Amtmann, der seinen Sitz im Schloss bzw. im Amtshaus hatte, das auf den Fundamenten des um 1790 abgerissenen Schlosses eingerichtet wurde. Das Patronat der Kirche, das von jeher die Herrscher von Schloss Teupitz inne gehabt hatten, ging über auf den preußischen König.  Dort verblieb es auch, als die Domäne 1812 wieder verkauft wurde und in Privatbesitz überging. Die Kirchenloge wurde gewöhnlich von dem Schlossherrn oder königlichen Amtmann besetzt, ein symbolischer Ausdruck der engen Verflechtung staatlicher und kirchlicher Macht.

1.Grabstein für Margarete Westphal (1688-1725)

Ehefrau des ersten königlichen Oberamtmanns, Carl Friedrich Westphal, Rahmen mit Bandelwerk, zwei Putten und Doppelwappen mit Krone an der Südseite der Kirche

Carl Friedrich Westphal wurde von Friedrich Wilhelm I., preußischer König von 1713-1740, im Jahre 1717/18 als erster  Königlich-Preußischer Oberamtsmann auf Schloss Teupitz eingesetzt. Seine Frau Margarethe Westphal hatte er 1711 in Berlin geheiratet; sie gebar ihm 5 Söhne und 5 Töchter und verstarb bereits 1725, gerade einmal 37 Jahre alt. Ihr Ehegatte  ließ die Grabplatte anbringen.

Aufschrift:

„Hier ruhen die Gebeine der weiland Hochedlen und Tugendbegabten Frauen Fr. Margarethe Westphal, welche von Christlichen Eltern Herrn Hermann Baring, Ältermann und Postmeister und Frau Adelheid Schuhmacher in Bremen den 16. Juni 1688 geboren mit Herrn Carl Friedrich Westphal, Königl. Preuss. Oberamtmann, den 10. Juli 1711 in Berlin verehelicht. In dieser mit 5 Söhnen und 5 Töchtern gesegneten Ehe vergnügt gelebet, den 9. Dezember 1725 selig im Herrn entschlafen. Einer Gottesfürchtigen Christin, lieben Haus-Frauen Sorgfältigen Kinder-Mutter und treuen Gehilfin in Lieb und Leid, -  hat dieses Ehren-Gedächtnis aus schuldiger Pflicht setzen lassen, oben genannter betrübter Witwer. Gedenk Spruch der selig verstorbenen: Habe deine Lust an dem Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünschet. Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wird es wohl machen.“ Psalm 37,4 und 5

2.Grabsäule für den Oberamtmann Carl Ludwig Bein (1761-1803)

Bein war der letzte  einflussreiche Königliche Oberamtmann auf Schloss Teupitz, bevor das Schloss vom  Preußischen Königshaus im Jahre 1812 aus Finanznot an dessen Ehefrau für 69000 Taler verkaufte wurde und bis 1927 in wechselndem Privatbesitz blieb. Die Grabsäule verweist somit auf das Ende des Teupitzer Schlosses als Domänengut.

Aufschrift:

 „Denkmal. Dem in Teupitz verstorbenen Oberamtmann Herrn Ludwig Bein. Er ist nicht mehr der biedere rechtschaffene treue Gatte und Vater. Zu früh für seine hinterlassene Witwe und lieben unversorgten Kinder endigte er seine Laufbahn in der Blüte seines 42ten Lebensjahres am 19ten Juni 1803“.

 

 

Erinnerung an die Zeit des Schlosses in Privatbesitz (1812-1927)

Grabstein der Henriette Louise Gobbin (1797-1834) an der Nordseite der KircheFür den bedeutendsten Privatbesitzer, Baron von Parpart, Eigentümer des Rittergutes Teupitz 1860-1910, gibt es in der Kirche keine Gegenstände, die an ihn erinnern; seine Grabstätte auf dem Friedhof wurde mündlichen Berichten zufolge  nach 1945 zerstört.

Sie war die Ehefrau des Ökonomie-Kommissarius Ludwig Gobbin, der das Teupitzer Schloss um 1836 von dem Sohn des Oberamtmanns Bein erwarb, aber schon 1840 wieder an einen anderen Gutsbesitzer verkaufte. Während dieser Jahre sollen nach einem viele Jahre später geschriebenen Brief seiner Tochter  an den Historiker Willy Spatz die Reste eines unterirdi-schen Gangs vom Schloss zur Kirche entdeckt worden sein. Spatz hat den Brief 1905 ungeprüft in seine Geschichte „Der Teltow“ übernommen und seitdem geistert diese Mär durch den Volksmund. Auffallend auch hier,  die Frau verstarb schon mit 37 Jahren.

Aufschrift:

„Henriette Gobbin. Geborene Bornemann. Geboren 22. Oktober 1797. Gestorben 31. Dezember 1834.“

Luther-Steinkreuz  im südlichen Kirchhof

Die Luther-Verehrung hat in der protestantischen Kleinstadt immer eine mehr oder weniger große Rolle gespielt. Der 500. Geburtstag Martin Luthers (10.11.1483-18.2.1546) im Jahre 1983 veranlasste die Kirchengemeinde, ein schlichtes Luther-Kreuz im Kirchenhof einzu-weihen. Die evangelische Kirche und die DDR als sozialistischer Staat hatten mit unterschied-lichen Akzenten, im Gegenüber aber nicht im Gegeneinander, beachtliche Initiativen zur Vorbereitung und Würdigung des Reformators realisiert. Gewissens- und Glaubensfreiheit war ein Verfassungsgrundsatz in der DDR,  die Lutherfeierlichkeiten dienten zugleich ihrem internationalen Renommee und den Kirchen zur Erweiterung ihres gesellschaftlichen Einflusses.

Aufschrift:

 „Erhalt uns Herr  bei deinem Wort. Martin Luther 1483-1983“

 

Kanzel

Glasfenster in der Ostwand, im Hintergrund sichtbarDie barocke Kanzel an der Ostwand wurde 1692, also noch unter dem Patronat der Schenken,  durch M. Friedrich Schenk aus Lübben (nach dem Kirchenbuch seit 1644 tätig) gefertigt und hier eingebaut. Am Korb rechteckige Bilder der vier Evangelisten, von geschnitzten Muscheln gekrönt und von gedrehten Säulen mit Laubgewinden gerahmt. An der Treppenbrüstung und der Hängezier von Korb und Schalldeckel Schnörkelwerk.

1983 ließ Pfarrer Helge Klassohn  diese barocke Holzbildhauerarbeit restaurieren.

Nach den Entwürfen von Gottfried Zawadski in der Kunstglaserei J. Hackebeil  in Dresden um 1982  angefertigt.

Die 1912 von Ida Bortmann, geborene de Neve, aus Liebe zur Heimatstadt ihrer Mutter gespendeten, acht farbige große Kirchenfenster existieren nicht mehr.

Ebenso verschwunden ist die 1902 von F. Hoffmann beschriebene runde Glasscheibe mit der Darstellung einer ev. Predigt und der  Inschrift ‚Thomas Cernitius 1580’.

Orgel und Orgelgehäuse

mit Akanthusschnitzerei des 18. Jh. Eine neue Orgel wurde nach den Recherchen von Pfarrer Klassohn 1693 von Orgelbauer Gottfried Richter aus Döbeln in Sachsen beschafft und 1694 eingeweiht.

Die Orgel wurde seitdem mehrfach repariert, saniert, umgebaut und ab 1980 von der Firma Voigt, Bad Liebenwerda, ein Neubau begonnen.

1984 wurde das alte Orgelgehäuse nach Vorschlägen des Architekten und Malers Gottfried Zawadski von Tischlermeister Heinz Ullert aus dem Nachbarort Schwerin gründlich überarbeitet und z. T. erneuert. 1985/86 restaurierte E. Baum vom kirchlichen Bauamt Berlin den barocken Prospekt aus dem Jahre 1694; Farben und Blattgold hatte die Partnergemeinde Geilenkirchen gestiftet.

1986 wurde die neue Orgel mit einem Kostenaufwand von ca. 80.000 M  in das barocke Gehäuse gestellt und feierlich eingeweiht. 1994 beging die Kirchengemeinde festlich den 300-jährigen Besitz ihrer Orgel mit Gästen aus ihrer Partnergemeinde.

Empore

an drei Seiten einfache Holzempore auf quadratischen Ständern, Anfang des 19. Jh.; die 1692 errichtete Empore ist verschwunden.

Gestühl

einfach, in drei Blöcken, auf Ziegelfußboden, ca. 500 Sitzplätze, seit 1978 elektrisch beheizbar.

Altar

Der alte Altar war ein Geschenk des Majors a. D. von Euen und wurde 1892 aufgestellt. Der jetzige Altar stammt von  dem Architekten und Maler Gottfried  Zawadski aus Kamenz und wurde im Zusammenhang mit der Kirchenrenovierung 1979-82 im VEB ‚Elbe-Naturstein Dresden’ aus einem Block Cottaer Sandstein gehauen. Er erinnert an zwei zusammengelegte, halb geöffnete Hände, die bitten und empfangen.


Taufstein

Aus Sandstein gearbeitet. 1884 gestiftet von dem  Berliner Stadtverordneten de Neve zum Gedächtnis an seine hier getaufte und konfirmierte Mutter. 1980 restauriert. Das dazugehörige alte Taufbecken ist verschwunden. Neue Taufschale 1982 aus Kupfer getrieben.

Kreuz

Kupferarbeit des Bildhauers Friedrich Schötschel aus dem Jahre 1983. Das vergoldete Kruzifix  von 1840 existiert nicht mehr.

Gedenktafeln für Kriegstote

Zu beiden Seiten des Altars hingen ursprünglich zwei Gedenktafeln.

Die Aufschrift der ersten Tafel lautet: „Aus diesem Kirchspiel starben für König und Vaterland in den Jahren 1813, 1814 und 1815“, dann folgen 20 Namen.

Die Aufschrift der zweiten Tafel lautet: „Aus diesem Kirchspiel starben mit Gott für König und Vaterland 1870, 1871“, dann folgen 4 Namen.

Nach dem Ersten Weltkrieg  kam eine dritte Tafel hinzu: „Aus unserem Kirchspiel starben den Heldentod in den Jahren 1914-1918“, dann folgen 60 Namen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg 1939-1945 wurde keine Gedenktafel angefertigt, selbst die Zahl der Toten ist nicht bekannt.

Die Tafeln zu den genannten Kriegen und ihren Opfern wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgehängt und im Vorraum der Empore abgestellt.

Die Wendische Nemissa-Sage

Mit der deutschen Ostkolonisation und der einhergehenden Christianisierung wurden die Religion, die Sitten und Bräuche der hier ansässigen wendischen Bevölkerung allmählich verdrängt. Noch im 16. Jahrhundert ist beim Pfarrer ein Kaplan angestellt worden, der die wendische Sprache beherrschte, um die Gemeinde seelsorgerisch zu betreuen.

Der Name Teupitz verweist auf den Ursprung als wendisches Fischerdorf. Er wird  im Wendischen mehrfach gedeutet, am ehesten bezieht er sich auf die stumpfe („tupz“) Südspitze des Teupitzer Sees oder auf die hier einst stark verbreitete Eiche („tup“), erweitert um die für Ortsbezeichnungen typische Endsilbe  -itz. 

Als bedeutendes Zeugnis der vorchristlichen Religion gilt die Sage über die wendische Göttin Nemissa, die Untreue bestrafte.

Die Nemissa-Sage

(Eine märkische Sage von Wilhelm Grothe, zitiert aus: Franz Hoffmann, Geschichte von Schloss und Stadt Teupitz, Selbstverlag Teupitz 1902; dort aufgenommen mit Genehmigung des Verlegers Paul Grüger, Rixdorf-Berlin.)

Unter den Seen der Mark Brandenburg ist der Teupitzer See einer der schönsten. Er wird umkränzt von bewaldeten Anhöhen, die stellenweise steile Ufer bilden. Früher herrschte hier in der Gegend nur bittere Armut. Konnten doch die Bewohner dem Boden kaum so viel abringen, als zum Leben unbedingt nötig war. Vor vielen, vielen Jahren lebte hier ein Fischer, namens Cornelius, der sein kleines Strohhäuschen am See bewohnte. Dieser hatte oft genug mit Not und Sorgen zu kämpfen. Doch hatte ihm der liebe Gott einen seltenen Schatz in seiner schönen Tochter Gertrud beschert. Sie führte nach dem Tode der Mutter mit sorglicher Hand das kleine Hauswesen weiter. Der Ruf ihrer Sittsamkeit und ihres Fleißes war groß und an Freiern fehlte es nicht. Friedrich Barsikow, der trefflichste Jüngling des Städtchens, warb um sie und suchte ihre Liebe zu gewinnen. Eines Abends folgte der gegenseitige Verspruch, bei dem nur der Mond stummer Zeuge war.

Doch lebte zu der Zeit im nahen Dorfe Schwerin ein Müller, der hieß Christoph Wulfen und war der  reichste Mann des Schenkenländchens. Der hatte auch Wohlgefallen an dem hübschen und frischen Fischermädchen. Er schickte einen Freiwerber zu dem Fischer Cornelius. Der Vater war überrascht, dass ein so reicher Mann sein armes Kind begehre und gab mit Freuden seine Zusage, ohne seine Tochter zu fragen. Als diese heimkehrte und alles erfuhr, weigerte sie sich, den Christoph Wulfen zu heiraten. Der Vater wurde zornig, schlug auf den Tisch, drohte und schalt seine Tochter mit scharfen Worten, dass sie weinend das Haus verließ. Sie setzte sich an das Ufer des Sees und weinte bitterlich. So saß sie mehrere Stunden.

Da, als die Dämmerung sich auf die Erde nieder senkte, regte es sich; Friedrich Barsikow schwang sich über den Gartenzaun und umfing die Geliebte. Als er ihre Tränen bemerkte, fragte er bekümmert nach dem Grund ihrer Betrübnis. Sie erzählte mit fliegender Hast, dass der reiche Müller, Christoph Wulfen aus Schwerin, um sie geworben und dass ihr Vater ihr mit seinem Fluche gedroht habe, wenn sie sich nicht fügen werde. Der Geliebte hatte lautlos zugehört und saß nun still und in sich gekehrt da. Würde sein Liebchen der großen Versuchung widerstehen und dem Zorne des Vaters auf die Dauer Trotz bieten können, um dem Geliebten die Treue zu halten? Gertrud, die wohl seine Gedanken ahnte, warf sich an seine Brust und gelobte ihm: "Ich bleibe dir treu, das schwöre ich dir jetzt  in dieser Stunde. Der See möge mein Grab sein, wenn ich mich mit einem andern als mit dir vermähle.“

Bald hatten beide alles Leid vergessen und merkten auch nicht, dass das Wasser aufwirbelte und ein dichter Nebel aufstieg, der sich zu einer weiblichen Gestalt verdichtete. Durch die Nacht aber hallten hohl und dumpf die Worte: "Nemissa hat deinen Treuschwur vernommen." Verwundert fragte Gertrud: "Was war das, was bedeutet das?" Friedrich antwortete: "Das war Nemissa, die Todesgöttin, die Rächerin der Untreue." Gertrud sah die Göttin entschweben und ein kalter Schauer durchrieselte ihren Körper. Friedrich erklärte weiter, dass die Göttin nach der Einführung des Christentums, als ihre Altäre zerstört und die Tempel verwüstet waren, sich auf dem Grunde des Sees einen Palast errichtet habe. Viermal im Jahre steige sie auf und man erzählt…

Doch hier unterbrach ihn die Geliebte und bat ihn, nicht so gottlose Reden zu führen. Der Herr Pfarrer würde das verdammen. Die alten Wendengötter waren eitel Lüge und darum mussten ihre Tempel fallen. Doch wieder suchte Friedrich sie zu überzeugen, dass Nemissa erschienen sei. Doch die Geliebte meinte, es sei nur ein Nebelstreif gewesen und was sie gehört, das sei der Wind im Hagedorn und in den Blättern des Apfelbaumes gewesen. Da erscholl plötzlich des Vaters Stimme. Sie mussten scheiden.

Seit jenem Abend waren vier Wochen vergangen. Während dieser ganzen Zeit hatte Gertrud ihren Friedrich Barsikow nicht wieder gesehen. Eine schwere Krankheit, von der er sich jetzt nur langsam erholte, hatte ihn ans Bett gefesselt. In dieser Zeit hatte sich manches geändert. Gertruds Widerstand gegen den Vater und gegen die Heirat war gebrochen. Die Hochzeit sollte bald stattfinden. Es war ihr lieb, ihren früheren Geliebten nicht mehr sehen zu brauchen, um dessen Vorwürfe wegen des gebrochenen Treuschwurs nicht zu hören.

Am Abend vor der Hochzeit stand sie allein im Garten am See und wünschte nichts sehnlicher, als dass erst die ganze Feier vorbei sein möchte. In Schwerin, in der Mühle, würde sie den einstigen Geliebten gar nicht oder doch nur höchst selten wieder sehen. Während sie solchen Gedanken nachhing, stand Friedrich Barsikow plötzlich neben ihr, bleich und zitternd. Sie schrie ängstlich auf und wollte entfliehen; doch er hielt sie fest und gab ihr die Versicherung, dass er nicht gekommen sei, um ihr Vorwürfe zu machen. Nur den Treuschwur wollte er ihr zurückgeben, damit sich Nemissas Zorn gegen ihn wende.

Bei der Erwähnung der wendischen Todesgöttin wurde Gertrud zornig und schalt ihn wegen seines Heidentums. Der Spukglaube des Heidentums, der schon seit Jahrhunderten dem Christentum habe weichen müssen, trenne sie allein schon voneinander. Solche harte Rede hatte Friedrich nicht erwartet. Traurig schlich er deshalb nach Hause. Doch plötzlich war es ihm, als ob eine Hand kühlend über seine Stirn hinfahre und eine Stimme ihm zuflüstere: "Geduld, Geduld, in wenig Stunden wird dein Leiden vorüber sein. Ich bin nicht grausam, ich beende den Schmerz und die irdische Qual!" Der Jüngling breitete seine Arme aus und rief:  „Nemissa!“

Am folgenden Tage kam der reiche Christoph Wulfen mit seiner Sippe nach Teupitz, um die Braut nach vollzogener Trauung heimzuholen. Der herrliche Schmuck setzte Gertrud in Erstaunen und beim Anlegen desselben vergaß sie den einstigen Geliebten. Doch als sie die Kirche verließen, erinnerte Wulfen sie an den Schuster und fragte, ob er sie noch belästigt habe. "Er liegt schwer krank", erwiderte sie. "Das geschieht ihm schon recht", meinte der Müller, "wie konnte er's auch wagen, nach dir die Hand auszustrecken."

Einen fröhlicheren Brautzug hatte der Teupitzer See wohl noch nicht getragen. Voraus fuhr die Musik, die lustige Weisen spielte; dann kam der Kahn mit dem Brautpaar. Ihm folgte Gottfried Cornelius, der glückliche Vater und die Gäste. Elf Fahrzeuge bildeten den Zug.

Als die Mitte des Sees erreicht war und die Musik kurze Zeit verstummte, tönte plötzlich die Sterbeglocke von Teupitz herüber. "Friedrich", schrie die schöne Braut auf und sank ohnmächtig in Christoph Wulfens Arme. Ärgerlich rief der:  "Da wollte ich doch gleich, dass uns der Teufel holte!" Plötzlich sauste ein Windstoß daher. Der Himmel bezog sich dichter, dunkler. Ein Blitzstrahl zuckte hernieder. Der See brauste gewaltig auf, so dass alle ängstlich bemüht waren, sich in Sicherheit zu bringen. Das Boot aber mit dem Brautpaare drehte sich in wildem Kreise, hoch rauschten die Wellen empor und den Ruderern schien es, als ob eine Nebelgestalt die Arme um das Brautpaar schlinge und es in die Tiefe hinabziehe. Den andern gelang es zu entkommen.

Die Leichen des Brautpaares sind niemals gefunden worden. Nemissa hält sie fest in ihrem unterirdischen  Tempel.

Die Pfarrer Simon Sinapius und Hans Rothe

Pfarrer Simon Sinapius, Schüler Melanchthons und erster evangelischer Pfarrer in Teupitz

Philipp Melanchthon 1497-1560,  Foto nach ND 15.9.20031. Brief Philipp Melanchthons an den Teupitzer Pfarrer Simon Sinapius  aus dem Jahre 1543

„ An den Herrn Doktor Simon Sinapius, ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit, Tugend und Frömmigkeit, den Magister der Philosophie, der Christenlehre Professor, meinen Freund!

Gruß zuvor. Schade, dass Du Dich über Dein Problem nicht deutlicher ausgedrückt hast. Wenn jene Kircheninspektoren verlangten, dass Du Dich an die Bischöfe, welche die Mitra tragen, wenden und um gewöhnlichen Ritus nachsuchen solltest, durch den sie die Priester weihen, dann hast Du auf jeden Fall Widerstand leisten müssen. Wenn sie aber nur wollten, dass Du ein Gutachten einer benachbarten Gemeinde, wo die Ordination stattfindet, einholst, dann solltest Du Dich nicht hartnäckig widersetzen.

Die Handauflegung ist ein alter und frommer Brauch. Und außerdem ist es sinnvoll, dass man die Lehre derjenigen sich genauer ansieht, die man zu Lehrern beruft. Wenn es auch jene Erörterung bei Euseb im 6. Buch der Kirchengeschichte gibt (S.144), in der viele alte Beispiele dafür angeführt werden, dass man auch ohne jenen Brauch predigen darf, so wollten wir doch die rechte Ordnung lieben, wir  vor allem, die wir die Wissenschaft hochhalten. Du kannst ja in unserer Gemeinde um diesen Ritus nachsuchen. Mach’s gut.

Philippus Melanchthon“

Die  Sprache  des Briefes begeistert durch reiche Wortwahl und ruhigen Rhythmus ebenso wie durch die Hochachtung gegenüber dem Briefpartner und die Fülle der Gedanken. Der Inhalt des Briefes erschließt sich nur im Kontext des Übergangs von der alten katholischen Episcopalverfassung (die kirchliche Gewalt liegt bei den Bischöfen) zur neuen protestan-tischen territorial-staatlichen Kirchenverfassung.

Dieser vollzog sich in Brandenburg vor allem durch drei Schritte: 1. Erlass der neuen Kirchenordnung 1540, welche die Umgestaltung der katholischen Lehre und Gebräuche gesetzlich fest-schrieb. 2. Errichtung der so genannten Visitationskommission, welche mit der Umsetzung dieser  Kirchenordnung in den Jahren 1540-1545 betraut war. 3. Schaffung des Konsistoriums 1543, dem als Zentralbehörde die Regelung aller  kirchlichen Angelegenheiten oblag.

Ein Resultat dieser Schritte war die von Melanchthon nachdrücklich vertretene Entmachtung der katholischen Bischöfe, die „...auf ihren verführten wahn der päpstlichen religion…ver-harrten“ zugunsten der Landesfürsten und des  neuen Konsistoriums.

Auf diesem Hintergrund wird auch Melanchthons Rat an  Sinapius in dem genannten Brief verständlich: “Wenn jene Kircheninspektoren verlangten, dass Du Dich an die Bischöfe, welche die Mitra tragen, wenden und um den gewöhnlichen Ritus nachsuchen solltest, durch den sie Priester weihen, dann hast Du auf jeden Fall Widerstand leisten müssen. Wenn sie aber wollten, dass Du ein Gutachten einer benachbarten Gemeinde, wo die Ordination stattfindet, einholst, dann solltest Du Dich nicht hartnäckig widersetzen.“ 

Sinapius befolgte diesen Rat und ließ sich am 2. September 1845 in Wittenberg von keinem geringeren als den Melanchthon-Freund  Bugenhagen  als Pfarrer für Teupitz ordinieren.

Denkmal von Johannes Bugenhagen in Lutherstadt Wittenberg

Zum Lebenslauf

An der Tür der Heilig-Geist-Kirche verwies lange Zeit ein Text auf den einflussreichen evangelischen Pfarrer Thomas Cernik (oder Cernitius), der von 1546 bis 1598  die neue Luthersche Lehre in Teupitz  heimisch machte. Dass mit Simon Sinapius  die Reformation hier schon seit 1542 Einzug hielt und dieser zum Wegbereiter von Cernitius wurde, schien lange in Vergessenheit geraten zu sein.

Sinapius war ein Sohn des Schweinfurter Bürgermeisters (1531) Caspar Senff  und hatte, wie es bei Studierten damals üblich war, seinen Namen nach dem Pflanzennamen  sinape (Senf) latinisiert in „Sinapius“. Als späterer Zwickauer Bürger war er vom dortigen Stadtrat mit einem Stipendium zum Studium an die Wittenberger Universität delegiert worden, wo er 1539 an der philosophischen Fakultät promovierte. Daraus erklärt sich sein intensiver Briefverkehr mit seinem Gönner und Förderer, dem Zwickauer Stadtschreiber und Rat Dr. Stephan Roth, Magister der Künste und Philosophie, in den der wichtige Melanchthon-Text über die verschiedenen Handlungen zur Ordination eingebettet ist.

1542 übersiedelte Simon Sinapius nach Teupitz und entfaltete in der Hauptstadt des Schenkenländchens, gestützt auf die bei  Luther und Melanchthon erworbenen Positionen, eine rege kirchliche und schulische Tätigkeit. Zunächst hielt er sich den Rückweg zur Wittenberger Universität noch offen, auch weil der Zwickauer  Stadtrat das gewährte Stipendium sonst nicht weiter zahlen wollte. Aber schließlich ist es ihm wie manchem ergangen, der vorläufig seine Universitätsstudien abbrach, er kehrte nicht zurück, sondern verblieb im Teupitzer Pfarramt bis 1546.

Eine Ursache dafür mag der folgende Briefausschnitt an seinen Freund Stephan Roth vom 4. April 1544 aufdecken: „O weh, das Papier reicht mir nicht! Also mach’ ich’s kurz: jenes Mädchen, das ich so unerhört schön fand, kaum dass mein Blick auf sie fiel, ich musste sie, nach Gottes Wink und Willen, unbedingt zur Frau haben und hab’ daher um ihre Hand angehalten. Und hab’ sie bekommen, Gott sei’s gedankt! Stell’ Dir vor, sie ist reich und edel, stammt, selber gut, aus gutem Hause – eine tolle Investition, wenn man bedenkt, dass man ihr beigebracht hat, wie man ein Vermögen vermehrt. Vom Rest schweig’ ich – ich erzähl’s später, wenn Du’s unbedingt wissen willst.“ 

Erst viele Jahre später ist er noch Doktor der Theologie und Superintendent zu Stendal  geworden. Sein durch den ganzen Geist der Reformation geschulter Verstand ließ ihn das noch immer aktuelle Credo verkünden, nicht jenen Menschen zu folgen, „die vieles nach ihrer Meinung und wenig aufgrund der Tatsachen einschätzen“.

Simon Sinapius (1542-1546) und sein Nachfolger Thomas Cernitius (1546-1599) begründeten die lange Geschichte und den großen Einfluss der evangelischen Kirchengemeinde in Teupitz und im Schenkenländchen. Den Melanchthon-Brief könnte man getrost auch als Geburtsurkunde der evangelischen Kirchengemeinde ansehen.

 

Pastor Hans Rothe, Pfarrer in Teupitz von 1907-1936

PfarramtHohe Achtung genoss in Teupitz der evangelische Pfarrer Hans Rothe. Er stand der starken ev. Kirchengemeinde um die Heilig-Geist-Kirche vor, wohnte im Pfarrhaus neben der Kirche und amtierte im Ort von 1907 bis 1936.  Ab 1933 trat Pfarrer Rothe als einer der eifrigen Befürworter der NS-Bewegung in Teupitz hervor, was in der Geschichte der christlichen Kirchen in Deutschland nicht zufällig und schon gleich gar nicht ein Einzel- oder Ausnahmefall war oder nur  für die NS-Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ zutraf.

Diese Haltung hatte sich schon angedeutet in der Unterstützung der kaiserlichen Kriegspolitik im Ersten Weltkrieg. Als z. B. im August 1917 die beiden kleinen Kirchenglocken der Heilig-Geist-Kirche, die 736,50 kg Bronze auf die Waage brachten, bei der Militärbehörde abgeliefert werden mussten, regte sich nicht nur kein Widerstand, dieses Opfer wurde mit nahezu christlicher Freude und einem extra verfassten Text  dargebracht.

Im Vorraum der Empore der Heilig-Geist-Kirche lagern, der Öffentlichkeit mehr oder weniger schamhaft entzogen, noch heute jene großen Gedenktafeln, nach deren Aufschriften Mitglieder der Gemeinde in den vielen deutschen Kriegen ‚Für Gott, König  und Vaterland’ gefallen wären. Gern lud Pfarrer Rothe während des Ersten Weltkrieges zu Familienabenden den Pfarrer Röhl aus Münchehofe ein, der als Divisionspfarrer  Fronterfahrungen vermitteln konnte, um Trost für die Kriegsopfer und zugleich Motivation zum Weiterkämpfen zu vermitteln.

Auf der riesigen Stadtfeier zur Reichstagseröffnung am 22. März 1933 ergriff auf dem Turnplatz vor ca. 600 Einwohnern Pfarrer Rothe das Wort. „Der Märker“ schrieb am folgenden Tag: „Solche Worte nationalen Erhebens voller Kraft und Innigkeit wurden in Teupitz noch nicht gesprochen. Pfarrer Rothe sah es als eine Gottesschickung an, dass der greise Reichspräsident vereinigt mit dem jungen Reichskanzler die deutsche Nation gerettet hat vor Untergang und Glaubenszerstörung.“ Er meinte: „Unser Kampf gegen die Gottlosigkeit muss weitergeführt werden bis zu ihrer Niederringung!...  Es gilt heute wie damals das Wort des großen Preußenkönigs: Es ist nicht nötig, dass ich lebe, aber es ist nötig, dass ich meine Pflicht tue!“

Auch zum 1. Mai 1933, der von den Nazis sofort zum ‚Tag der nationalen Arbeit’ umfunktioniert wurde, hielt Pfarrer Rothe nach dem Festumzug vor ca. 1000 Personen die Festrede: „Dieser schöne Feiertag ...schließe alle schaffenden Stände, die Arbeiter der Hand und des Geistes zusammen zu einer Volksgemeinschaft, in der jeder den anderen achtet und ehrt... An diesem nationalen Feiertag solle jeder erkennen, dass er einer großen heiligen Sache diene...“ Im gleichen Geiste  setzte sich sein Kantor Hermann Figula für das Hitlerregime ein.

1936 wurde Pfarrer Rothe aus Altersgründen von Pfarrer Gottlieb Großmann abgelöst, der offenbar Distanz zu den Nazis hielt, wobei dies noch genauer zu recherchieren wäre. Ob Pfarrer Rothe das Ende des Hitlerregimes erlebte und wie er es nach dem Kriege beurteilt hätte, konnte nicht ermittelt werden.

Das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 19. Oktober 1945 hätte gewiss auch er unterschrieben. In diesem bekennt sich die EKD öffentlich zur Mitschuld der evangelischen Christen an den Vorgängen im so genannten Dritten Reich. „Wohl  haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregime seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat, aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“

Denn Pfarrer Rothe hatte mehr getan, er war in seinen Reden  zu Beginn der Nazi-Zeit für die NS-Bewegung eingetreten.

Kantor Franz Hoffmann (1866-1959)

Passbild  19321866 in Köpenick geboren, damals noch selbständige Kommune im Kreis Teltow, hatte Franz Hoffmann das berühmte „Königliche evangelische Schullehrer-Seminar zu Coepenick“  im Köpenicker Schloss besucht und dort  1888 die erste und 1892 die zweite Lehrerprüfung abgeleg

Sein erster hiesiger Wohnort wurde das kleine Neuendorf, seit 1974 Stadtteil von Teupitz. Bereits 1895 übernahm er das Amt des Lehrers und Kantors in Teupitz und zog in das Kantoratsgebäude neben der Heilig-Geist-Kirche.

Unter seiner Regie wurde die erste städtische Schule in der Lindenstraße errichtet und 1910 eröffnet.

Auf den von Franz Hoffmann geschaffenen Grundlagen erreichte die Teupitzer Schule in der DDR als allgemeinbildende, 10-klassige, polytechnische Oberschule „Willi Bredel“ und nach dem Beitritt zur Bundesrepublik als nunmehr 6-klassige Grundschule „Teupitz am See“ ein beachtliches Leistungsvermögen. Das Schulgebäude wurde 2004 unter Denkmalschutz gestellt.

Für seine Kantor- und Lehrertätigkeit wurde er gleichermaßen geschätzt und von der Kirchengemeinde und vom Magistrat der Stadt geehrt.

Darüber hinaus gebührt dem Franz Hoffmann das Verdienst, sich als erster Autor der Stadtgeschichte von Teupitz gewidmet zu haben. Er empfand es als notwendig, sich mit der Geschichte des Ortes, in dem er als Schulleiter und Kantor tätig und ansässig geworden war, sorgsam und umfangreich zu beschäftigen.

Schon 1902 gab er im Selbstverlag das 100-seitige Werk  „Geschichte von Schloss und Stadt Teupitz“ heraus. Vor seinem Buch war 1862 lediglich ein 10-seitiger Aufsatz des Teupitzer Magistrats zur 400-Jahrfeier der rechtlich endgültigen Zugehörigkeit des Schenkenländchens zu Branden-burg/ Preußen erschienen: „Die Verbindung der Stadt und Herrschaft Teupitz mit dem Brandenburgisch-Preußischen Staate“.

Der Zeitpunkt des Erscheinens Franz Hoffmanns Buch war nicht zufällig.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich die professionelle Geschichtsschreibung stark entwickelt und die Hinwendung zur eigenen Vergangenheit wurde in vielen Städten und Dörfern eine  wichtige Seite des kommunalen Lebens.

Teupitz wurde zudem um 1900 durch den beginnenden Tourismus als eine „Perle“ Brandenburgs entdeckt und nahm einen erneuten städtischen Aufschwung.

Nachdem es 1717 seine überregionale Bedeutung als Residenzstadt der Schenken von Lands-berg verloren hatte, lockten nunmehr die Schönheit seiner Natur und der Reichtum seiner mehrere Jahrhunderte umfassenden Geschichte die Berliner und Brandenburger ins Schenken-ländchen.

Das kleine Buch Franz Hoffmanns ist noch immer  im Privatbesitz einzelner älterer Teupitzer Bürger und gilt für viele Kenner als eine bibliographische Kostbarkeit. 2014 wurde vom Teupitzchronisten Lothar Tyb’l eine Reprint-Ausgabe der Stadt dieses Werkes initiiert.

Wie alle Publikationen atmet auch Franz Hoffmanns Text den Geist seiner Zeit, in seinem Fall der Wilhelminischen Ära in der deutschen Geschichte. Nichtsdestotrotz bleibt es für jeden mit der Stadtgeschichte ernsthaft beschäftigten Laien oder Historiker Pflichtliteratur und Quelle eigener Inspirationen.

Seinen Ruhestand verbrachte der aktive Pensionär in Bad Schmiedeberg bei Wittenberg, wo er auch begraben wurde, nachdem er 1959 im Alter von 93 Jahren verstorben war.

 

 

Mit seiner Schulklasse

Kantorat, Schule bis 1910

Städtische Schule ab 1910