Die Dahme-Schifffahrt Teupitz und ihre Wurzeln
Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l
Stadt Teupitz am See
Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l
Nach verschiedenen Vorstufen wurde am 1. Mai 1991 die ‚Dahme-Schifffahrt Teupitz’ aus der Taufe gehoben. Die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen seit dem Beitritt zur BRD am 3. Oktober 1990 hatten den Teupitzer Freizeitsegler Hans-Ulrich Kaubisch veranlasst, das private Schifffahrtsunternehmen aufzubauen. Am 22. Juni 1996 konnte der 35 m lange Steg und Liegeplatz für deren Schiffspark am Ufer des Grundstücks Markt 16 eingeweiht werden.
Bereits seit 1993 dient das moderne Flaggschiff des Unternehmens, die ‚Schenkenland’ (150Pers.), dem Linien- und Charterbetrieb auf den Teupitzer Gewässern. Ihr Name folgte der Bezeichnung ‚Schenkenländchen’, welche das hiesige Gebiet seit Jahrhunderten trägt. 1993 gebaut auf der Placke-Werft in Aken, bietet die ‚Schenkenland’ 65 Personen Platz im Salon und 85 Personen auf dem Oberdeck. Zusätzlich fuhr von 1995-1999 das Motorschiff (MS) ‚Liberty’ (75 Pers.) unter der Schiffsführerin Ilse Kaubisch.
Rundfahrten auf dem Teupitzer See, Fahrten über vier Seen bis Groß Köris und über zehn Seen bis Prieros bringen den Gästen die Schönheiten des Teupitzer Seengebietes näher. Bustransfer, Bordversorgung und musikalische Unterhaltung vervollkommnen den Service. 2010 hat Steffan Kaubisch, der Sohn des Gründers der Reederei, die Rolle des Kapitäns übernommen und betreut mit seiner Frau Marika seine Gäste.
Die Dahme-Schifffahrt-Teupitz entstand auf zwei historischen Quellen: Die Personenschiff-fahrt Berliner Reedereien und die Teupitzer Seereederei Lehmann.
Der Ausflugsverkehr mit Fahrgastschiffen nach Teupitz begann um 1894/1895. Er verlief zunächst sporadisch, dann mit einzelnen Sonderfahrten und ab 1900 regelmäßig bis 1914; er verstärkte sich in den 1920er Jahren bis Kriegsbeginn 1939 und nahm ab 1958 in der DDR-Zeit bedeutend zu, bis er 1979 wegen Treibstoffmangels wieder zurückging. Seit der Wende finden nur noch einzelne Charterfahrten statt.
Vor allem die Berliner Schifffahrtsgesellschaften ‚Stern’ (1888), Nobiling (1885), Bauer (1898) und später die ‚Weiße Flotte’ (1957) befuhren die Teupitzer Wasserstraße.
Über Anlegestellen verfügten die drei am Süd- und Westufer gelegenen Teupitzer Seegast-stätten, aber auch die großen Stadtgasthäuser. Zur bedeutendsten Anlegestelle wurde die 1925 von der ‚Stern’- Gesellschaft erbaute ‚Bohr’s Brücke’, benannt nach den Gebrüdern Bohr, die in unmittelbarer Nachbarschaft einen Kolonialwarenladen und ein Café-Restaurant betrieben.
Die ‚Hertha’ war der erste Dampfer, der am 17. Juli 1925 an der neu errichteten Anlegestelle anlegte. Seit Anfang der 1930er Jahre im Besitz der Stadt, dient die Brücke seit der Wende der Dahme-Schifffahrt-Teupitz. Auf deren Initiative wurde sie von der Stadt mit Bundes-fördermitteln für knapp 300 TDM im Jahre 2000 neu errichtet, modern ausgestattet und ist seitdem ein beliebter Anziehungspunkt für die Teupitzer und ihre Gäste.
Um die Jahrhundertwende begann der Schlossermeister Karl Lehmann den Motorbootverkehr auf dem Teupitzer See. Am 5. Juli 1912 wurde ihm durch Erlass des Brandenburgischen Regierungspräsidenten der Fährbetrieb übertragen und damit die Reederei geboren. Sein Motorboot ‚Freund Max’(17 m x 3,10 m, 98 Personen, benannt nach dem Sohn) wurde weithin bekannt.
Ihre Blütezeit erlebte die Reederei in den 1920er Jahren unter dessen Sohn, dem unternehmerisch vielseitigen und lebenslustigen Max (‚Bombke’) Lehmann (1890-1943). Sein Wohn- und Geschäftshaus lag direkt am Markt 23, die Werkstatt und Anlegestelle am Stadtufer dahinter.
Am 29. Juni 1925 fand der Stapellauf des wohl bedeutendsten Schiffes auf den hiesigen Gewässern statt, der ‚Tante Else’, benannt nach der Frau des Reeders.
Das Salon-Kajütboot bot 145 Menschen Platz, war 20 m lang und 3,60 m breit, völlig aus Stahl gebaut, hatte im Vorderteil ein Sonnendeck und auf 2/3 Länge eine neunfenstrige Kajüte. Ab 1932 durften während der Fahrt auch alkoholische Getränke verkauft werden. Zum Schiffspark gehörten außerdem das Kajütboot ‚Heinerle’ (Name des Sohnes, 60 Fahrgäste), das Motorboot ‚Pauline’ (Name der Mutter, 25 Fahrgäste), die ‚Seddin’ und ‚Mutters Liebling’.
Neben dem regelmäßigen Fährbetrieb zum jenseitigen Ufer, zu den Inseln und zum Bahnhof Groß Köris gehörten Dubrowfahrten, Sonderfahrten zu den Teupitzer Seefesten und Seerundfahrten zum Programm. Kriegsbedingt und durch den Tod Max Lehmanns endete der Reedereibetrieb 1943.
Nach dem Krieg und in der DDR-Zeit hat Karl-Heinz Lehmann mit der ‚Pauline’ lediglich einen hochgeschätzten Saisonbetrieb bis zu seinem frühen Tod 1969 weitergeführt. Erst nach der Wende wurde wieder eine neue Reederei tätig.