Denkmale, Garten- und Wochenendhäuser in Teupitz
Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l
Stadt Teupitz am See
Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l
Im Lauf der Jahrhunderte sind an den Ufern des Teupitzer Sees und in seiner Umgebung Naturdenkmale entstanden, die in den letzten Jahrzehnten unter gesetzlichen Schutz gestellt wurden. Darüber hinaus sind Baudenkmale geschaffen worden, die das städtische Leben wesentlich bereichern. Die Denkmalliste ist nicht abgeschlossen, sondern wird im Interesse der Verschönerung der Stadt stetig fortgeführt.
Die Natur- und Baudenkmale allen Einheimischen und den Gästen aus Nah und Fern als bedeutsamen historischen und kulturellen Schatz der märkischen Kleinstadt bewusst und erlebbar zu machen, sowie private und städtische Initiativen zu ihrem Erhalt auszulösen, ist ein Ziel der vorliegenden Arbeit.
1307 urkundliche Ersterwähnung
1330-1717 Residenz der Schenken von Landsberg
1717-1812 Domäne des preußischen Könighauses
1812-1927 in wechselndem Privatbesitz
1990-2005 Schlosshotel Teupitz
1346 urkundliche Ersterwähnung als Kapelle, Ausbau als Gotteshaus
1566 Einbau des Kirchturm 24 m
1692 barocke Kanzel
1694 Orgeleinbau
2001/2009 Restaurierung
1908 Eröffnung als „Landesirrenanstalt“ errichtet von Architekt Prof. Theodor Goecke
1939 Einbindung in das NS-Euthanasieprogramm
1945 sowjetisches Hospital (2/3), Landesklinik (1/3)
1990 LandesKlinik (1/3)
1994 Abzug des Hospitals (2/3), Wohnungsbau
2005 Asklepios Fachklinikum
1830 Errichtung
1910 Aus-und Umbau unter Architekt Paul Sagert
1998 Ausbau für das Amt Schenkenländchen
1910 Schule, Postamt, Hotel und zwei Villen
1917 Errichtung in seltener Holzbauweise, wertvolle Ausmalung des Innenraumes
2005 Trennung von der privatisierten Klinik, Landeseinrichtung auf stillgelegtem Friedhof
nach Stadtbrand 1687, erste Hälfte 18. Jahrhundert Holzfachwerk mit Lehmstakenausfachung, Kehlbalkendach
1874-1922 Restaurant Marwitz
1997 Tuptzer Hafen, Restaurant und Hafenbetrieb
Drittes Viertel 19. Jahrhundert
ortstypische Architekturform
Fassade spätklassizistische Form
1777 städtisches Fachwerkhaus
19. Jahrhundert Armenhaus
1973 Wochenendnutzung
1982-1994 Ausbau als Wohnhaus, Eheleute Fiol
1904 Kaiser Wilhelm-und Kriegerdenkmal, Errichtet von Arnold Künne
1922 Feldsteinumwehrung, Tafel Gefallene Erster Weltkrieg
1966 Neugestaltung Friedensdenkmal, Tafel Gefallene Zweiter Weltkrieg und Opfer des Faschismus
1998 teilweise Rückgestaltung
In einzelnen Städten und Gemeinden wurde begonnen, nach dem Vorbild der Bundes- und Landesgartenschauen Wettbewerbe um den schönsten Garten zu entwickeln und gemeinsame Begehungen zu organisieren. Daran wurde ich kürzlich erinnert, als ich den Garten der Eheleute Lippok in der Gutzmannstraße, den Garten der Familie Drochner am Ende der Waldstraße und die Kleingartenanlage „Glück auf“ in Neuendorf besichtigen konnte. Welche anziehenden Gartenoasen sich hinter den geschlossenen Häuserfronten der Poststraße und Baruther Straße verbergen, bleibt Gästen fast immer verborgen.
Der Lippok-Garten ist ein Naturparadies in echtem Sinne, in dessen dem See naher, üppiger Vegetation man sich gleich zuhause fühlt. Ein Reichtum von Blumen und Stauden ist verbunden mit einer Obstbaumwiese und bildet ein beeindruckendes Ensemble mit der restaurierten alten Scheune und dem originellen Backofen. Dem Auge bietet sich keine künstlich gestaltete ‚englische’ Gartenanlage, sondern ein Stück „echtes Schenkenländchen“.
Der Drochner-Garten auf der sandigen Anhöhe, die keinen bezahlbaren Grundwasser-anschluss ermöglich, hat einen ganz anderen Charakter. Hier überrascht, was mit Naturverbundenheit und Gartenfleiß auf kargem märkischem Sand an Obst und Gemüse hervorgezaubert und in Einheit mit dem Kiefernbestand schön gestaltet werden kann.
Wer das Ödland kennt, auf dem der Neuendorfer Kleingartenverein1982 seine Arbeit aufnahm, wird der gärtnerischen Leistung der etwa 50 Siedler seine Hochachtung nicht verwehren. Heute, nach 30 Jahren, stellt sich die Anlage als ein blühendes Gartenareal dar.
Diese Elemente der Teupitzer Gartenkultur haben historische Wurzeln. Die bekannteste ist der mittelalterliche Weinanbau rings auf den Höhen um den Teupitzer See. Um 1900 unternahm der Schlossherr Baron von Parpart den verdienstvollen Versuch, den Weinanbau auf der Schlosshalbinsel wieder zu beleben. Heute gibt es nur Ansätze, diese Traditionen fortzusetzen, so die kleinen Weinspaliere Lippoks und Drochners oder von Fiols an ihrem Schäferhaus. Das seit Jahren angedachte Projekt, am Geesenberg wieder einen Weinberg einzurichten, harrt noch immer der Zustimmung der Asklepios-Klinik sowie seiner Investoren und Macher.
Nur wenigen Teupitzern ist bewusst, dass derzeit nicht nur die meisten Bauten der einstigen Landesklinik dem Verfall preisgegeben sind, sondern die ebenso dem Denkmalschutz unterstellten Freiflächen und sehenswerten Gartenanlagen dieser 1908 geschaffenen, vorbildlichen sozialen Einrichtung.
Hoch geschätzt werden die Leistungen der Gärtnereien Hoffmann in Schwerin und Krause in Teupitz, die jedem Hobbygärtner mit ihrem Pflanzenangebot und ihrem Fachwissen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Fast vergessen sind die beachtlichen Leistungen des 1911 in der Stadt gegründeten und überaus aktiven „Obst- und Gartenbauvereins“, dessen 130 Mitglieder über 3000 Obstbäume in Teupitz anpflanzten und das ehrgeizige Ziel anstrebten, am Teupitzer See ein ähnliches Obstanbaugebiet wie um Werder zu entwickeln.
Während sich mit dem Bildungs- und Kulturverein (Bikut) 2004 eine starke Kraft konstituierte, die unter anderem den künstlerischen Ambitionen vieler Einwohner einen schöpferischen Rahmen bietet, hat sich bis jetzt kein Nachfolger des einstigen „Obst- und Gartenbauvereins“ gefunden, der sich der Teupitzer Gartenkultur verpflichtet fühlt.
Dass die agile NABU-Ortsgruppe, die Vorstände der Kleingartenvereine „Glück auf“ in Neuendorf oder „Schenkengärtchen Berg“ in Egsdorf oder einzelne Hobbygärtner dafür die Initiative ergreifen, bleibt der Stadt zu wünschen. Ein Wettbewerb um den schönsten Garten und die Öffnung der Gartenanlagen für Gäste und Besucher, Schule und Kita könnte der Anfang sein.
Abgesehen von einzelnen Ansiedlungen erfolgte der erste große Schub zur Ansiedlung von Datschen rund um den See mit der Auflösung des selbständigen Gutsbezirks Teupitz 1927/28in der Weimarer Republik. Ein bemerkenswert frühes Projekt in dieser Entwicklung war die „Künstlerkolonie Teupitzwerder GmbH“, die sich 1907-1911 bemühte, auf der Liebesinsel Künstler ansässig zu machen, was aber scheiterte.
Nach der Zuordnung des Großteils der Ländereien des Gutsbezirks zu den Fluren der Stadt wurden um 1928-1931 Bebauungspläne für den Egsdorfer Horst, die Liebesinsel, die Westufer des Sees, den Schweriner Horst, die Schlosshalbinsel, den Baumgarten und Kohlgarten ausgearbeitet und schrittweise realisiert.
Zu den Nutzern von Grundstücken auf dem Egsdorfer Horst gehörten u.a. die Antifaschisten Libertas Schulze-Boysen und ihr Mann Harro sowie der Hitler-Günstling Arno Breker.
Libertas und Harro Schulze-Boysen kauften die Parzelle am Westufer der Insel am 3. März 1942 von der Märkischen Wochenend-Gesellschaft, konnten es aber kaum noch nutzen, da sie im Spätsommer von der Gestapo festgenommen und am 22. Dezember 1942 hingerichtet wurden. Ihr Vermögen wurde als ‚Reichsfeindvermögen‘ eingezogen. Die Rückübertragung des Grundstücks an die Erben nach der „Wende“ 1989/90 wurde abgelehnt, da keine Eintragung des Kaufs in das Grundbuch erfolgt sei. Die zur Erinnerung an beide Widerstands-kämpfer 1980 am Teupitzer Markt enthüllte Gedenktafel wurde nach 1990 abgerissen.
Arno Breker, einer der Lieblingsbildhauer Hitlers und Privilegierte des Nazi-Systems, erwarb 1939 von jüdischen Eigentümern ein Grundstück auf dem Egsdorfer Horst, nutzte es aber kaum. Nach 1945 wurde er in der SBZ enteignet und das Grundstück staatlich verwaltet. Die Spruchkammer von Donauwörth (Bayern) stufte ihn etwa zeitgleich als ‚Mitläufer’ ein. Die Rückübertragungsansprüche seiner Erben nach 1990 wurden vom Amt zur Regelung offener Vermögensfragen abgelehnt
Namhafte Persönlichkeiten wie der Luftpionier Prof. Johann Schütte (1931), die Journalistin Margret Boveri (1936) und der Betreiber des Titania-Palastes Hugo Lemke (1937) suchten im Kohlgarten Ruhe und Erholung.
Der zweite große Schub zur Ansiedlung von Datschen erfolgte während der 1950er und 1960er Jahre in der international zunächst isolierten und sich abschottenden DDR.
Auf dem Egsdorfer Horst erholten sich in den DDR-Jahren auch national prominente Intellektuelle, unter ihnen die Medizin-Professoren Kurt Scheidler, Kurt Winter, Albert Schmaus, Gerhard Misgeld, Moritz Mebel und Robert Ganse, der Dokumentarfilmer Karl Gass, der Chemiker Professor Erich Correns, die Schauspielerin Mathilde Danegger und ihr Ehemann Dr. Herbert Crüger, der Architekt Professor Selman Selmanagic, der Mitbegründer der Arbeiterfotografie Erich Rinka, die Ökonomie-Professoren Fred Oelsner und Lola Zahn, der Mathematik-Professor Josef Naas, der Direktor der Künstleragentur Helmut Damerius, der Denkmalpfleger Professor Ludwig Deiters und der Historiker Professor Fritz Klein.
Ein kurzer Blick in das Internet (wikipedia) kann interessierte Leser die bemerkenswerten Leistungen dieser Persönlichkeiten verdeutlichen und verstehen lassen, warum das „Städtelein am See“ mit Stolz auf sie zurückblicken kann.
Die Liebesinsel nutzte nach dem Maler Walter Lindgens, 1937-1945, der Maler Bert Heller ca. 1951-1967. Sein Ölgemälde ‚Marktplatz Teupitz’ hängt im Rathaus hängt.
Im Kohlgarten hatten der Schriftsteller und Präsident der Akademie der Künste Willi Bredel (1955), der Buchenwaldhäftling und Kommandeur des Wachregiments Generalmajor Heinz Gronau (1971), das Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland und Vizepräsident des Nationalrats der Nationalen Front Gerhard Dengler (um 1960) ein Wochenenddomizil.