Das Amt Schenkenländchen
Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l
Stadt Teupitz am See
Autor: Ortschronist Lothar Tyb'l
Das Territorium des am 29. August 1992 gebildeten Amtsbereichs mit ca. 8500 Einwohnern umfasst nach verschiedenen Strukturreformen
Als Teil des Landkreises Dahme-Spreewald wird dieser Amtsbereich als Region mit eigenen Reizen wahrgenommen. Durch seine Lage im Naturpark Dahme-Heideseen ist der Amtsbereich eine erlebnisreiche Kulturlandschaft und ein geschätzter Gesundheitsstandort in direkter Nähe zur Hauptstadt Berlin. Er wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt und steht mit einem erheblichen Flächenanteil unter Naturschutz. Das Teupitz-Groß Köriser Seengebiet, das lang gestreckte Dahmetal, das Gebiet um die Köthener Heideseen und die herrlichen Wälder genießen eine hohe Wertschätzung bei den Erholung suchenden Berlinern und Brandenburgern. Von Berlin-Köpenick aus ist das Schenkenländchen auch auf der „Dahme“ erreichbar, eine Wasserstraße, die bereits 1874 von Fontane als attraktive Reiseroute entdeckt und beschrieben wurde.
Landes- und bundesweite Bedeutung erlangten der größte deutsche Soldatenfriedhof in Halbe (1952) und in jüngster Zeit die einmalige Urlaubs- und Freizeitwelt „Tropical Islands“ in Brand (2004).
Historisch bezieht sich der Begriff des Schenkenländchens auf das Herrschaftsgebiet des Adelsgeschlechts der Schenken von Landsberg. In und um Teupitz residierten die Schenken fast 400 Jahre (etwa 1330-1717) und hier war ihr Hauptsitz. Aber zu den Besitzungen der weit verzweigten Adelsfamilie gehörten außerdem die Herrschaft Königs Wusterhausen (etwa 1475-1670), die Herrschaft Leuthen (etwa 1517-1721), das Städtchen Buchholz (etwa 1531-1667), die Herrschaft Seyda bei Wittenberg (etwa 1363-1501), die Herrschaft Schenkendorf bei Guben (etwa 1313-1382) und eine ganze Reihe vorübergehender Streubesitze, darunter die Stadt Calau, das Städtchen Werneuchen, die Festung Peitz und die Gemeinde Diedersdorf bei Teltow.
Markanteste historische Denkmale dieses ehemals weit reichenden Schenkenländchens sind noch heute das Schloss Königs Wusterhausen, dessen Grundform auf Umbauten und Veränderungen der Schenken von Landsberg zurückgeht, das Schloss Groß Leuthen und die Reste der einst mächtigen Wasserburg Teupitz, die das Fundament und den Rahmen für das ‚Schlosshotel Teupitz’ bildeten.
Nachdem der Askanier Albrecht der Bär im Zuge der deutschen Ostkolonisation mit der Eroberung der Stadt Brandenburg am 11. Juni 1157 die Geburt der Mark Brandenburg eingeleitet hatte, schickten sich die brandenburgischen Markgrafen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an, neben dem Barnim auch den Teltow in Besitz zu nehmen und aufzu-siedeln.
Um die weit in das wendisch besiedelte Gebiet hineinragende Teupitzer Herrschaft fester und andauernder an die Mark zu binden, belehnte der Markgraf Hermann von Brandenburg um 1307 seinen Vasallen Bernhard von Plötzke mit der Burg ‚to dem Tuptz’. Bezeugt wird das durch zwei Urkunden aus dem Jahre 1307 und 1317, denen wir die ältesten, urkundlich gesicherten Auskünfte über Teupitz verdanken.
Als der glänzende Aufstieg der jungen brandenburgischen Macht ein jähes Ende nahm, verpfändete Markgraf Ludwig von Brandenburg die gesamte Lausitz im Jahre 1328 an den Herzog Rudolf von Sachsen.
Dieser belehnte um 1330 das meißnisch-lausitzsche Adelsgeschlecht der Schenken von Landsberg mit der Herrschaft Teupitz. Deren Vorfahren kamen aus der damals bedeutenden wettinischen Burg Landsberg bei Halle, wo ihnen das Schenkenamt verliehen worden war. Von frühester Zeit her gehörte ihnen die Burg und Herrschaft Seyda im späteren Kurfürstentum Sachsen, weshalb ihr Titel auch häufig als „Schenken von Landsberg und Seyda“ geschrieben wurde. Als „Edle“ (nobiles) und damit dem höheren Adel zugehörig bezeichnen sich die Schenken erst als Herren von Teupitz.
Über ein Jahrhundert sollte das Schenkenländchen ein Streitobjekt zwischen sächsischer, brandenburgischer und böhmischer Politik bleiben. Erst mit dem Friedensvertrag von Guben am 05. Juni 1462 wurde es dem Brandenburger Kurfürsten auf Dauer rechtlich zugestanden. Nunmehr entwickelte sich das Schenkenländchen als südliches Grenzgebiet der aufsteigenden Mark Brandenburg, die neben dem Ordensland Preußen eine der beiden Keimzellen des später mächtigen preußischen Staates bildete.
Der letzte Schenk von Landsberg, Ludwig-Alexander, sah sich wegen des bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48) einsetzenden wirtschaftlichen Ruins und der akut zunehmen-den Degenerationserscheinungen seines Adelsgeschlechts veranlasst, den lang gehegten Kaufabsichten des preußischen Königs entgegen zu kommen und verkaufte diesem das Schenkenländchen am 18. Dezember 1717 für 54000 Taler. Sein Bruder, Karl-Albrecht, starb am 30. März 1721, er selbst am 15. Juli 1721. Mit ihnen endete die fast 400-jährige Herrschaft der Schenken von Landsberg.
Ihr Name blieb lebendig mit dem 1910 in Teupitz eröffneten und weithin bekannten Hotel-Restaurant ‚Schenk von Landsberg’, mit der 1992 gewählten Bezeichnung des Amtsbereichs ‚Schenkenländchen’, mit dem seit 1993 auf dem Teupitzer See kreuzenden Passagierschiff der ‚Dahme-Schifffahrt-Teupitz’ „Schenkenland“ und der 2005 erfolgten Namensgebung an die Grund- und Oberschule in Groß Köris „Schenkenland“.
Die Geschichte gab offensichtlich den Ausschlag für die 53,66%ige Zustimmung in der Bürgerbefragung am 29. August 1993 für Teupitz statt Halbe als Sitz des Amtes Schenkenländchen, das wegen besserer Verkehrsanbindung und zentraler Lage den Amtssitz beansprucht und zunächst die ministerielle Zustimmung erhalten hatte.
Auch das Wappen des Amtsbereichs ist der Schenken-Geschichte entlehnt.
Es entstand in Anlehnung an das Wappen der einstigen Teupitzer Schlossherren, der Schenken von Landsberg, das einen silbernen Schild mit einen aufrechten, schwarzen, gekrönten Löwen zeigte.
Mit dem 1951 von der DDR eingerichteten und 2001 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. übernommenen Waldfriedhof in Halbe verfügt der Amtsbereich über die größte und bedeutendste Kriegsgräberstätte in Deutschland. Dort ruhen über 28000 Opfer des Zweiten Weltkrieges, überwiegend deutsche Gefallene, aber auch hingerichtete Deserteure der deutschen Wehrmacht, nach Deutschland während des Krieges verschleppte Zwangsarbeiter und zwischen 1945-1947 im sowjetischen Speziallager ‚Ketschendorf’ verstorbene Internierte.
Die in Halbe eingerichtete ‚Bildungs- und Begegnungsstätte’ trägt zur Information und Aufklärung von Besuchern und ehemaligen Kriegsteilnehmer über die Ereignisse, Hintergründe und Folgen der Halber Kesselschlacht vom 21. April bis zum 1. Mai 1945 bei. Diese Schlacht riss nicht nur die kleine Ortschaft Halbe sondern die ganze Region noch wenige Tage vor der Kapitulation Nazideutschlands in den Abgrund des Krieges.
Dem „Aktionsbündnis gegen Heldengedenken und Naziaufmärsche in Halbe e. V.“ gelang es in den 1990er Jahren, das Ziel der Neonazis zu durchkreuzen, die Stätte zu einem „Helden-Gedenkort“ zu machen.
Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus wurden am 10. April 2015 die neu geschaffenen „Halber Stelen“ unter Teilnahme von Vertretern der brandenburgischen Landesbehörden und des Amtsbereichs Schenkenländchen eingeweiht.
Die Stelen verdeutlichen die stärkere Hinwendung zur Auseinandersetzung mit den konkreten Ursachen und Folgen der Halber Kesselschlacht, weg von reinen Trauer- und Betroffenheits-bekundungen. Sie machen in unterschiedlicher Weise klar, dass die Opfer im Ergebnis eines von Deutschland vom Zaune gebrochenen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion zu beklagen sind und dokumentieren: Die um Halbe eingekesselte und besiegte 9. Armee war an Kriegsverbrechen in der Sowjetunion und an der Zerschlagung des Warschauer Aufstandes beteiligt und verweigerte noch wenige Tage vor Kriegsende trotz militärisch aussichtsloser Lage die Kapitulation.
Bisher wurde vorrangig von den eingekesselten und geschlagenen deutschen Kräften gesprochen, weniger von den einkesselnden und siegreichen sowjetischen Truppen und ihren Opfern. Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ hat deshalb in den vergangenen Jahren Treffen deutscher und russischer Kriegsveteranen organisiert und die Skulptur „Die Trauernde“ des russischen Bildhauers S. A. Tscherbakow erworben, dessen Original auf dem russischen Soldatenfriedhof bei Wolgograd steht.
Die Folgen und das Ausmaß der Kesselschlacht mit ihren ca. 60.000 Kriegstoten werden auf den Stelen am Beispiel individueller Schicksale eindringlich vor Augen geführt. Es dominiert die auf dem 1960 errichteten Obelisk festgehaltene Idee der Friedensmahnung, so wie es auch der Außenminister Frank-Walter Steinmeier, seit 2017 Bundespräsident, am 29. April 2015 in Halbe betonte: „Wir müssen die Mahnung erkennen und annehmen, die dieser Ort uns nahezu entgegenruft.“
Das Schenkenländchen verfügt mit „Tropical Islands“ über die erste und größte tropische Erlebnis- und Urlaubswelt in Europa.
Die damit verbundenen Chancen für die Region zu nutzen, war und ist ein vorrangiges Anlie-gen der Gemeindevertretung Halbe und des Amtes Schenkenländchen in Zusammenarbeit mit dem Hauptinvestor und Betreiber, dem malaysischen Konzern Tanjong. Von der Gemeindevertretung und vom Amt werden die für die Leitung, Nutzung und Erweiterung des riesigen Freizeitunternehmens aus ihrer kommunalen Planungshoheit resultierenden Pflichten im Interesse der Bürger und Umwelt der Region verantwortungsbewusst wahrgenommen.
Die Maximalauslastung von Tropical Islands beträgt 6.000 Besucher pro Tag. Im Jahr 2014 hatte Tropical Island etwa 910.000 Besucher. Rund 600 Menschen sind im Tropical Islands beschäftigt. Tropical Islands ist bei 26 °C warmer, „tropischer“ Umgebung ganzjährig 24 Stunden am Tag geöffnet.
Die auf dem einstigen Flugplatz für sowjetische Militärmaschinen (1945-1994) als Luft-schiffwerft von der CargoLifter AG am 25. November 2000 eingeweihte, größte freitragende Halle der Welt mit der Grundfläche von ca. 63000 m², einer Länge von 360 m, einer Breite von 210 m und einer Höhe von 107 m wurde nach dem Scheitern des Luftschiffprojekts von Tanjong 2003 für 17,5 Mill. €, davon 10 Mill. € Subventionen des Landes Brandenburg, erworben und nach ihrer Umgestaltung am 19. Dezember 2004 der Öffentlichkeit als Tropenparadies übergeben.
Inzwischen sind ein ganzjährig geöffneter Außenbereich, eine Saunalandschaft, ein Regen-wald, ein Tropendorf, zwei Regenwaldcamps mit Zelten und Übernachtungszonen mit Ferienwohnungen und Ferienhäusern entstanden.
Die bei Klein Köris zufällig entdeckte und mit 20-jährigen archäologischen Rettungs-grabungen von 1976 bis 1995 gesicherte germanische Siedlungsfläche ist einer der bedeutend-sten und bestdokumentierten Fundplätze zur frühgeschichtlichen Besiedlung (2. -5. Jahrhun-dert n. Chr.) östlich der Elbe.
Die Bedeutsamkeit der entdeckten Siedlungsspuren wie dunkle Verfärbungen im hellen Sand, Keramikscheiben, Holzreste, Knochen und verschiedene Metallgegenstände veranlasste Grabungsteilnehmer und Ortsansässige, unter ihnen der Lehrer und Ortschronist Horst Mahnecke (2011†), 1995 zur Bildung des Vereins „Freilichtmuseum. Germanische Siedlung Klein Köris e. V.“.
Nachbauten typischer Gebäude und Installationen eines germanischen Gehöfts entstanden am originalen Standort. Die lebendige Darstellung und erlebnisorientierte Vermittlung der frühen germanischen Wirtschaftsweise gehört zur Zielstellung des Vereins. Alte Handwerkstech-niken wie Spinnen, Weben, Töpfern, Metallverarbeitung, Schmieden, Backen, Perlenmachen u. a. werden vorgeführt und können von den Besuchern auch selbst ausgeübt werden.
Schon 2006 konnten z. B. an 29 Aktionstagen schon 1200 Besucher betreut werden. Nach dem Tätigkeitsbericht des Vereinsvorsitzenden Sven Gustavs wurde im Jahr 2011 mit über 3000 Besuchern ein neuer Rekord erzielt. Das „Sommerfest der Germanen“, der „Tag des offenen Denkmals“ oder das „Osterbasteln“ wurden zu Anziehungstagen für junge und ältere Besucher der Region und Berlins.
Hochachtung und Unterstützung gebührt den Mitgliedern und Förderern des Vereins, weil sie mit der Rekonstruktion des Germanendorfes nicht nur eine historisch beachtenswerte Leistung vorweisen, sondern zugleich eine völlig neue, besondere touristische Attraktion im Schenkenländchen entstehen ließen.
Die Gläserne Molkerei ist eine Bio-Molkerei in Münchehofe, die Bio-Milch von zertifizierten Bio-Landwirten aus der Region zu verschiedenen Milchprodukten verarbeitet. Zu den Spezialitäten gehören frische Bio-Heumilch, feinste Bio-Käsespezialitäten, schonend geschlagene Bio-Fassbutter sowie der innovative Joghurt pur, der aus nur 3 Zutaten (Joghurt, Frucht und etwas Rohrohrzucker) besteht. Ihr Credo ist Transparenz und Glaubwürdigkeit bei der Herstellung ihrer leckeren Bio-Produkte.
Die Gläserne Molkerei kann von Besuchern über einen gläsernen Gang besichtigt werden. Die Verarbeitung und Herstellung von Milch, Käse und Butter in feinster Bio-Qualität kann so entdeckt und erlebt werden. Tradition, Innovation und neuste Produktionstechniken vereinen sich unter dem Dach des modernen Molkereigebäudes.In eigenen Hofladen können die hergestellten Molkereierzeugnisse und andere Bio-Produkte gekauft werden. Bei schönem Wetter lädt die Terrasse zu einem Snack ein.
Auf den Außenanlagen der Molkerei wurden auf einer Fläche von 1500 m² Themengärten angelegt. Kräuter, Getreide und Feldfrüchte, Tee und Heilpflanzen, sowie Gemüse und Früchte entdecken Besucher im Kräutergarten. Dort wächst auch ein Feld mit Bockshornklee, ein Gewürz mit griechischer Herkunft, dessen Samen dem Wiese 7 Bockshornklee seinen nussigen Geschmack verleiht. Verschiedene Pflanzen in den Themengärten eignen sich sehr gut als Bienenweide, wie zum Beispiel Lavendel. Somit beglücken die Gärten nicht nur Besucher, sondern auch Schmetterlinge, Marienkäfer und Honigbienen.
Begrüßt werden Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene aus dem Schenkenländchen, Brandenburg, Berlin und darüber hinaus. Die ungewöhnliche Manufaktur findet landesweit wirtschaftliche und touristische Beachtung und Anerkennung. https://glaeserne-molkerei.de/standorte/muenchehofe
Als „Hachschara“, hebräisch für Vorbereitung, Tauglichmachung, wurde die systematische Vorbereitung von Juden auf die Besiedlung Palästinas vor allem in den 1920er und 1930er Jahren bezeichnet. Die jungen Menschen erwarben auf Gütern (Landwerken) vor allem gärtnerische, land- und hauswirtschaftliche sowie handwerkliche Fertigkeiten und lernten das Hebräisch. Zur Ausbildung gehörte, jüdische Feste zu feiern, jüdische Geschichte und Literatur kennenzulernen. Im späteren Israel setzten sich die Hachschara-Gemeinschaften in den Kibbuzim fort.
Bereits im Frühjahr 1919 erwarb eine israelitische Gartenbauschule aus der Konkursmasse der Halber Dampfziegel AG 75 Morgen Ziegeleigelände nebst einem Verwaltungsgebäude und einem alten Schmiedehof, um hier Deutschlands erstes Hachschara- Landwerk zu errichten. Die Hadchschara Kurse fanden in der Regel aller zwei bis drei Jahre statt. Wegen geringer Nachfrage stellte die jüdische Mustersiedlung in Halbe im Sommer 1926 den Betrieb ein und verkaufte das große Gelände an den hiesigen jüdischen Ziegeleiunternehmer Martin Rothmann.
Die zunehmende Diskriminierung der Juden während der Nazizeit verschaffte der Hachschara- Bewegung erneut großen Zulauf. Zählte der Verband 1928 lediglich 500 Mitglie-der und vier Lehrgüter so verzeichnete man 1934 bereits 15.000 Mitglieder und mindestens 32 Landwerke in Deutschland. Nach Erlass der Nürnberger Rassengesetze 1935, der den Juden die Staatsbürgerrechte entzog, erfolgte der Rückkauf der Hachschara-Stätte in Halbe durch die israelitische Gartenbauschule Ahlem bei Hannover. Unter der fachlichen Leitung von Diplom- Landwirt Friedrich Perlstein (1904- 1979) erhielten etwa 40 Absolventen nach ihrer Ausbildungszeit ein Zertifikat. Sie hofften, damit eine baldige Einreisegenehmigung nach Palästina zu erhalten, die jedoch von den britischen Behörden nur in sehr begrenzten Umfang erteilt wurde.
Durch die gesteuerten Judenpogrome wurde auch die jüdische Hachschara- Stätte in Halbe in der Nacht vom 08. zum 09. November 1938 schwer beschädigt und danach an einen Halber Unternehmer zwangsverkauft. Die Schüler entgingen dem Pogrom; ihr weiterer Verbleib liegt im Dunkeln. Während der letzten Apriltage 1945 wurde die Hachschara- Stätte durch Kriegseinwirkung zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1957. Heute ist das Hauptgebäude ein privat genutztes Wohnhaus. Eine Gedenktafel existiert noch nicht.
(Recherche und Foto Bernd Ruschke, Ortschronist Halbe)
Im Ergebnis der deutschen Flüchtlingspolitik 2014/15 wurden im Amtsbereich Schenkenländ-chen im Mai bzw. Dezember 2015 zwei Flüchtlingsheime eingerichtet.
Feldlazarett und Stabsgebäude eines Truppenteils des Wachregiments „F. Dzierzynski“ in der DDR, nach 1990 REHA-Klinik und Hotel, seit 2015 Flüchtlingsheim Massow, Belegungsstärke ca. 500, das größte Heim im Kreis, Träger: die private Campanet GmbH
Ferienheim der Berliner Charité in der DDR, nach 1990 rückübertragen an den Alteigentümer und genutzt als Gästehaus, seit 2015 Flüchtlingsheim Egsdorf, ca. 58 Flüchtlinge, Träger: die AWO- Brandenburg Süd e.V.
Die zwei Gemeinschaftsunterkünfte haben wie alle anderen Flüchtlingsheime Übergangscharakter und beherbergen die Flüchtlinge bis zur Entscheidung über den Aufenthaltstitel. Sie werden auf der Grundlage der Flüchtlingskonvention, des Asyl- und Asylleistungsgesetzes vom Bund, den Ländern, Kreisen und Kommunen gemeinsam, mit verschiedenen Trägern und mit Hilfe ehrenamtlicher Bürgerinitiativen organisiert.
Es war die Natur der Region, die bedeutsame Künstler anzog, hier sesshaft zu werden oder regelmäßig die Wochenenden und den Urlaub zu verbringen. Einige Künstler sollen kurz vorgestellt werden. Ihr Ruf und ihr Ansehen sind eine Visitenkarte des Schenkenländchens.
Der in Hermsdorf geborene Dichter und Schriftsteller Richard Dehmel (1863-1920)erhielt mitten in diesem kleinen Ort einen Gedenkstein. Sein Lebenslauf und sein literarisches Werk blieben jedoch bisher hier so gut wie unbekannt. Briesen entdeckte für sich die Dichterin Elisabeth von Schlieben (1765-1851) und gab ihrer Schule diesen Namen.
Die Mitglieder des Franz- Fühmann- Freundeskreises Märkisch Buchholz/ Berlin fördern die Verbreitung der Werke dieses Schriftstellers und nutzen dafür die von Irmgard Pöche geleitete Begegnungsstätte. In der Kleinstadt nutzte Franz Fühmann (1922-1984) über viele Jahre ein Blockhaus auf einem Waldgrundstück als Rückzugsort und hier fand er auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte. Die Halbener Bürger wenden sich den Werken von Marlies Lilge (1945-1983) zu.
Der Schriftsteller Willi Bredel (1901-1964) verbrachte über ein Jahrzehnt bis zu seinem Tode gern seine Freizeit und Wochenenden im Teupitzer Kohlgarten und die Schule gab sich 1973 seinen Namen. Zur ‚Wende’ wurde der Name abgelegt, der Gedenkstein vergraben und die Erinnerung an seine Person und sein Werk dem Vergessen anheimgestellt.
In Groß Köris existierte etwa von 1900-1930 die international geachtete „Künstlerkolonie am Karbuschsee“ der Familien Schäffer, Kremo und Klein. Sylvester Schäffer (1885-1949) wirkte als Violinvirtuose ebenso wie als Kunstreiter, Josef Kremo (1854-1917) glänzte als Oberhaupt einer ganzen Dynastie von Zirkusartisten und Valentin Klein (1854-1918) begrün-dete eine in Europa berühmte Radfahrgruppe. Eine kleine Ausstellung in der Gaststätte „Schwalbennest“ am Karbuschsee erinnert an sie.
Vor allem den Ortschronisten und dem Verein Bikut e. V. ist zu danken, dass vieler Künstler im Schenkenländchen gedacht wird.
Über die in den 1930er Jahren gebaute Autobahn A13 ist das Schenkenländchen von Berlin in halbstündiger Fahrt erreichbar ist. Darüber hinaus sichert die gut sanierte B 179 eine schnelle Verbindung von Königs Wusterhausen in die Region.
Die 1867 erbaute und in den letzten Jahren erneuerte Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Görlitz ermöglicht von den Bahnhöfen bzw. Haltestellen Teupitz- Groß Köris, Halbe, Oderin und Brand den Zugang in die hiesigen Erholungsstätten.
Neben der Auto- und Eisenbahnverbindung verfügt das Schenkenländchen mit der Teupitz- Köriser Wasserstraße und dem Dahmelauf von Prieros bis zum Schloss in Köpenick über eine attraktive touristische Ader zu Berlin. Sie wurde seit Jahrhunderten genutzt, von Fontane 1874 mit der Motorsegel-Jacht „Sphinx“ neu entdeckt und von den Berliner Reedereien seit 1900 intensiv befahren. Mehr und mehr lockt sie Ruderer, Paddler, Kanusportler, Segler und Motorbooteigentümer in unsere Region.
Die 1786 erbaute Köriser Zugbrücke war im Frühjahr 1945 durch die im „Halber Kessel“ eingeschlossenen deutschen Truppen gesprengt und 1958 erneuert worden. Sie ermöglicht das Passieren von Wasserfahrzeugen mit einer Breite von 5,10 m und setzt damit die Maßstäbe für den Schiffsverkehr auf der Wasserstraße zwischen Berlin und Teupitz. Dank einer Initiative Groß Köriser Bürger wurde sie 2002 rekonstruiert und saniert. Als interessantes technisches Denkmal mit leuchtend blauem Anstrich wird sie im Volksmund als das „Blaue Wunder“ im Schenkenländchen bezeichnet.
Der „Kaiserbahnhof“ in Halbe entstand 1865 nach Entwürfen des Architekten August Orth als Geschenk der Eisenbahngesellschaft an den preußischen König und späteren ersten deutschen Kaiser Wilhelm I. Er diente 1872, 1879 und 1907 als Ausgangspunkt Königlicher Jagden im wildreichen Hammerschen Forst. Die prächtige innere und äußere Gestaltung des Gebäudes fand höchste Wertschätzung in der Region. Über Jahrzehnte als Hilfsgebäude der Reichsbahn und für Wohnzwecke genutzt, wurde das Kleinod 2002 unter Denkmalschutz gestellt und fand 2010 in dem Neuseeländer Peter Macky einen verständnisvollen Verehrer, der die Wiederherstellung des Bahnhofs in Gang gesetzt hat.
Die Erneuerung der Wehranlagen am Dahme- Umflutkanal (1908-1912) bei Märkisch Buchholz, sowie der Kanalbrücke, Bootsschleppe bis 2011 und der Hermsdorfer Schleuse trugen dazu bei, die Schiffbarkeit der Dahme wesentlich zu verbessern.
Neben dem überregionalen „Fontanewanderweg“ und dem „Dahme Radweg“ wurden eigene Wanderwege neu erschlossen. Beliebt sind z. B. die Rundwanderungen um den „Tornower See und Briesensee “ (12,5 km), den „Nikolassee“ (3 km), den „Klein Köriser See“ (15 km), die „Köthener Heideseen“ (6,5 km), den „Tütschensee“ (3 km) sowie der „Schweriner Wanderweg“ (12 km), die „Stadtwanderung Märkisch Buchholz“ (7,5 km) und rund um „Münchehofe“ (7,5 km). Die Erhaltung und der Ausbau weiterer Rad- und Wanderwege stehen auf der Tagesordnung.
An Straßenzügen, Weggabelungen und Gemarkungsgrenzen können die Wanderer noch heute zahlreiche alte Wegweiser-, Gemarkungs- und Meilensteine im Amtsbereich erkennen. Wolfgang Pinkow (Königs Wusterhausen) hat im Februar 2012 eine detaillierte Auflistung der überwiegend beschrifteten Steine dem Amt vorgelegt, um deren Erhalt und Restaurierung anzuregen.
Hans-Joachim Sommerfeld (Tornow) verdanken die Natur- und Heimatfreunde der Region, dass die Sprache vieler Steine in den Wäldern und auf den Fluren des Schenkenländchens wieder zu hören ist. Die von ihm aufgeschriebenen Geschichten zahlreicher Steine vermitteln interessante und wichtige Einblicke in die regionale Vergangenheit.
Das Wasserwandern erfreut sich im Amtsbereich zunehmender Beliebtheit. Der Kajak- und Kanuverleih von Siegmar Krüger (1992) in Märkisch Buchholz und Schwerin ist ein gefragtes regionaltypisches touristisches Angebot.
An die Stelle des untergegangenen Triumvirats von „Tornow’s Idyll“, „Krügers Waldfrieden“ und „Seebad Kleine Mühle“ trat in den letzten Jahren ein neues: Das Groß Köriser „See-schlösschen“ am Zemminsee, der „Lindengarten“ am Klein Köriser See und der „Schenk von Landsberg“ unweit des Teupitzer Sees. Sie sind die Flaggschiffe einer größer werdenden Flotte kleinerer Hotels, die dazu beitragen, das Schenkenländchen als Urlaubs- und Erholungsregion anziehender zu machen.
Der noch immer in den Startjahren steckende Tourismus im Amtsbereich, steigende Betriebskosten und die zunehmende Konkurrenz machen es großen Häusern nicht leicht, sich am Markt zu etablieren und dauerhaft durchzusetzen.
Verständlicher Weise profilierten sich in den letzten Jahren vielfältige kleinere Hotelunter-nehmen in reizvoller und interessanter Lage mit spezifischen Angeboten sowie kleine Cafés und Gaststätten mit originellem Gesicht. Zu ihnen zählen u. a.:
Amtsausschuss, Amt, Stadt- und Gemeindevertretungen verfolgen in Übereinstimmung mit den Inhabern langfristig das Ziel, den Amtsbereich zu einer touristischen Adresse und Kulturlandschaft zu profilieren, die mit bekannten Regionen wie dem Spreewald oder der Uckermark mithalten kann.
Im Rückblick der vergangenen 20 Jahre muss jenen Enthusiasten gedankt werden, die nach 1990 durch eigene Arbeit und finanzielle Mittel ein immer attraktiver werdendes Angebot an Urlaubs-, Ferien- und Erholungsplätzen im Schenkenländchen in neuen Formen und mit oft höheren Ansprüchen aufgebaut haben. Beispielhaft seien aufgeführt:
In allen Kommunen entwickelt sich rasch das private Herbergswesen in vielfältigen Formen als neuer oder zusätzlicher Erwerbszweig der Vermieter und zur wachsenden Anziehungskraft des Schenkenländchens. Vermittelt über die Online-Medien der Vermieter und des Amtes werden diese Angebote immer mehr genutzt.